Wie lange dauert eigentlich eine Transformation?

Stolpern, Straucheln, Fallen – all das gehört zum Leben dazu. Manchmal fühlt es sich schier unendlich an. So, als ob diese Phase nie mehr zu enden scheint. Das ist sie – die berüchtigte Transformation. Sie fühlt sich nämlich meistens gar nicht gut an. Im Gegenteil, sie ist hässlich, dunkel, ängstigend, kräftezehrend…

Egal wie reflektiert du bist, wie achtsam mit dir, wie intelligent, wie erwacht, wie spirituell…Schwierige Situationen werden dir im Leben immer wieder begegnen. Dir, mir, uns allen. Ein inneres Chaos auslösen, so dass sich deine Mitte erst mühevoll wieder in einer neuen, höheren Ordnung einfinden muss. Bis dieser Vorgang abgeschlossen ist, erleben wir die Transformation, die uns manchmal bis ins Mark erschüttert.

Wie lange dauert eine Transformation?

Wir alle haben aber auch die Kraft und Grösse, wieder aufzustehen. Aus Situationen zu lernen. Gestärkt daraus hervor zu gehen. Vielleicht sogar überhaupt erst dadurch das eigene, wahre Ich erkannt zu haben? Oder dem eigenen Wesenskern zum ersten Mal im Leben den Raum zu geben, der ihm gebührt? Um endlich diese sanfte, wohlige Erleichterung zu spüren, wenn wir bei uns selbst angekommen sind, endlich einfach sein dürfen?

Die Songwriterin Portia Nelson hat hierzu eine wunderbare Parabel geschrieben – eine wunderbare Geschichte mit Gänsehautfaktor…

 Eine Autobiografie in fünf Kapiteln

  1. Ich gehe die Straße entlang.
    Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
    Ich falle hinein.
    Ich bin verloren … Ich bin ohne Hoffnung.
    Es ist nicht meine Schuld.
    Es dauert endlos, wieder herauszukommen.

  2. Ich gehe dieselbe Straße entlang.
    Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
    Ich tue so, als sähe ich es nicht.
    Ich falle wieder hinein.
    Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
    Aber es ist nicht meine Schuld.
    Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.

  3. Ich gehe dieselbe Straße entlang.
    Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
    Ich sehe es.
    Ich falle immer noch hinein … aus Gewohnheit.
    Meine Augen sind offen.
    Ich weiß, wo ich bin.
    Es ist meine Schuld.
    Ich komme sofort heraus.

  4. Ich gehe dieselbe Straße entlang.
    Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
    Ich gehe darum herum.

  5. Ich gehe eine andere Straße.


Ich lese diese kleine Geschichte immer mal wieder, weil ich sie so treffend finde. Ich glaube jeder Mensch kann sich in der ein oder anderen Form hier erkennen, oder nicht?

Je achtsamer wir mit uns selbst umgehen und je mehr wir unsere eigene Verantwortung über unser Erleben annehmen, desto schneller kommen wir zu Punkt 4 oder sogar Punkt 5. Es ist wirklich erstaunlich.

Aber zurück zur ursprünglichen Frage:

Wie lange dauert denn nun die Transformation eigentlich?

Das ist von Fall zu Fall verschieden. Auch von Mensch zu Mensch. Und vom Mut, wirklich hin zu schauen, worum es eigentlich geht. Dem Monster in die Augen sehen. Und zwar so lange, bis ich sehe, welches Thema in mir drin in Resonanz geht.

Ich habe eine wundervolle Klientin, ich nenne sie mal Sybille, die mir vor kurzem ihre Situation geschildert hat. Es geht ihr gut, allerdings gibt es auch ein paar Bereiche, in denen es nicht so optimal läuft, wie sie es sich wünsche würde.

  • Sie ist befördert worden, fühlt sich aber in der neuen Rolle mit den aktuellen Rahmenbedingungen nicht wohl. Sie hat auch mit der Vorgesetzten gesprochen, aber irgendwie scheint sie nichts zu tun. Zumindest mal kommuniziert sie nicht.

  • Sybille ist außerdem total aktiv, pflegt Hobbies, macht Sport, trifft sich viel mit Freunden. Allerdings fühlst sie sich zusammen mit ihrem Vollzeitjob total im Stress. Bei allem bleibt sie selbst auf der Strecke.

  • Als Belohnung und zur Entspannung isst sie unregelmäßig und gerne auch mehr als nötig, was sich deutlich auf der Waage zeigt. Sie fühlt sich viel zu dick. Und jeder Versuch abzunehmen scheitert nach ein paar Tagen.

  • Bestimmt findet sie auch deshalb keinen Mann. Und eigentlich sehnt sie sich nach einer Beziehung.

In diesem Schwebezustand befindet sie sich grade.

Scheinbar sind das ja nun ganz unterschiedliche Lebensbereiche, die nichts miteinander zu tun haben. Meistens ist es allerdings so, dass Programmierungen, Glaubenssätze und Überzeugungen gleich sind und sich im Aussen unterschiedlich ausgeprägt zeigen. Das Leben tut eben alles, damit du deine Muster erkennen kannst. Eigentlich doch ganz nett, oder?

Wenn es bei dir ähnlich ist, dann kannst du folgendermaßen vorgehen:

  • Gibt es eine Gemeinsamkeit? Ein ähnliches Gefühl, ein ähnlicher Gedanke?

  • Was ist das für ein Gefühl? Wo spürst du dieses Gefühl im Körper?

  • Was ist das für ein Gedanke? Was für ein Satz, der dir immer im Kopf rumgeht?

  • Schreib es auf (wenn du magst), damit du später damit weiterarbeiten kannst

Mach diese Analyse nicht zwischendurch, sondern nimm dir wirklich Zeit. Erlaube deinem inneren Wissen, wie Luftblasen an die Oberfläche zu ploppen. Denn nur in einem entspannten Zustand öffnet dein Unterbewusstsein seine Tore…

Ein kleiner Hinweis, falls du dich schwer tust, auf den richtigen Pfad zu finden. Überprüfe bei dir:

  1. Eigenmacht: Wo gebe ich meine Eigenmacht ab, in dem ich die Verantwortung einer anderen Person zuschiebe?
    Am Beispiel von Sybille: Die Vorgesetzte kommuniziert nicht. Hier empfehle ich, dass sie sich selbst klar macht, was sie wirklich will, welches Ziel sie selbst verfolgt und konkrete Lösungsvorschläge überlegt. Damit kann sie dann nochmal aktiv mit dem Gegenüber ins Gespräch gehen. Und wenn jetzt beim Lesen der Gedanke kommt: „Das geht nicht“ oder „in unserem Unternehmen funktioniert das nicht“, dann hast du hier deinen Übeltäter: Dein Mindset. Dieser Gedanke verhindert tatsächlich, dass sich eine Veränderung einstellt. Wenn du deine Gedanken änderst (z.B. ich schaue mal, was noch alles möglich ist), dann kann sich auch eine neue Möglichkeit auftun. Meistens eine, die wir nie für möglich gehalten hätten.

  2. Bedürfnisse: Wo stelle ich mich selbst und meine Bedürfnisse immer hintenan? Welche Bedürfnisse sind das genau? Was würde ich mir stattdessen wünschen?

  3. Ängste: Wovor habe ich Angst, wenn ich meinen Bedürfnissen Raum geben würde? (Angst vor Liebesentzug, Angst vor dem Ausgegrenzt werden, Angst etwas zu verpassen…)

  4. Bewertungen: Welche Bewertungen und Annahmen hast du über dich selbst, über die beteiligten Personen, über die Situationen, die dir grad Schmerz, Druck oder Angst machen?

Wenn du deine eigenen Muster erkennst und änderst, dann kann sich auch die Außenwelt ändern.

Wie das geht?

  • Lasse deine Bewertungen bewusst los. Entscheide dich für neue Bewertungen.

  • Erlaube dir selbst, deinen Bedürfnissen Raum zu geben. Du bist genauso wichtig, wie die anderen.

  • Sorge für dich und dein Wohlergehen. Stehe für dich selbst ein. Achte und verteidige deine Grenzen. Das geht auch mit einem charmanten Lächeln.

  • Ändere deine Programmierungen, dein Mindset. Manchmal geht das einfach mit einer bewussten Entscheidung. Manchmal braucht es etwas mehr. Dann hol dir professionelle Hilfe.

  • Richte deinen Fokus nicht nur auf die Mängel, sondern darauf, wo du hinwillst. Wie sieht die Situation aus, wie fühlst du dich in dem Moment, in dem dein Ziel erreicht ist? Kennst du dein Ziel ganz genau?

Wenn für dich der Zeitpunkt gekommen ist, an dem du jetzt echt richtig ran willst, dann empfehle ich dir Vergebensarbeit, Dankbarkeitsarbeit, und Visisonsarbeit mit dem zukünftigen Ich. Hört sich alles nach viel Arbeit an. Ist es aber gar nicht. Es ist Zeit für dich. Achtsamkeit mir dir und deinen Bedürfnissen. Und eine Wachstumschance.

Das Gas im Leben runterzunehmen, in die Stille zu gehen und achtsam mit dir selbst zu sein – genau das wird die Transformation beschleunigen. Sie wird dadurch nicht weniger unangenehm. Aber sie bleibt nicht an dir kleben, sondern fließt durch dich hindurch. Und auf einmal wirst du erstaunt feststellen: Es geht mir rundum gut!

Ich wünsch dir viele erkenntnisreiche, glückbringende Gedanken!

Herzlich, deine Sara

Sara RufComment