Frühjahrsputz für die Seele - oder warum Selbstliebe der tollste Mittelfinger aller Zeiten ist

Ich trete aus der Umkleidekabine und sehe das Grinsen in den Gesichtern. 3 strahlende Augenpaare und nickende Köpfe bestätigen mir: das ist es! Das ist mein Kleid. Ein langes, elegantes, fließendes Hochzeitskleid. Ganz anders, als ich mir das im Vorfeld vorgestellt hatte. Ich wollte nämlich gar kein langes Kleid. Sondern kurz. Und am besten knalleng. Mit ein paar sexy High Heels. Das hätte eigentlich mein Outfit werden sollen. Wenn´s nach meinem Kopf gegangen wäre. Und jetzt ist es quasi das Gegenteil geworden.

Seit einigen Wochen fällt mir vermehrt auf, wie stark ich tagtäglich Meinungen und Urteilen ausgesetzt sind. Von den anderen Menschen in unserem Umfeld, aber auch von mir selbst. Gerade bei Hochzeitsvorbereitungen beobachte ich die ein oder andere hochgezogene Augenbraue, schaue in Gesichter von Unverständnis oder Missfallen und nicht zuletzt meine eigenen Meinungen darüber schnüren mir an manchen Tagen die ganze Vorfreude ab.

Ich kenne dieses Gefühl, das zur Zeit in mir wabert. Das Gefühl, seltsam getrieben zu sein, unzufrieden und so eine dumpfe Anspannung. Und es ist nicht die Anspannung vor der Hochzeit (die hab ich natürlich auch), sondern etwas in mir drängt nach draußen. Ich weiß, dass ich jetzt einen nächsten Entwicklungsschritt machen darf muss…. Das fühlt sich nämlich bei mir immer gleich an.

Es ist also wieder mal so weit

Frühjahrsputz für meine Seele ist angesagt. Und diesmal geht es also darum, mich frei zu machen von den Meinungen anderer Menschen, mich aber auch frei zu machen von alten, längst überholten Meinungen von mir selbst. Einfach ich zu sein. Meine Selbstliebe auf die nächste Stufe heben.

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Ich habe mich in den letzten Tagen gefragt, warum mir das eigentlich gerade so auffällt. Das mit den vielen Meinungen und Urteilen. Zum einen natürlich, weil ich merke, dass ich gerade einige meiner eigenen Meinungen, die ich jahrelang hatte, über Bord werfe. Ich spüre einfach, dass sie nicht mehr zu mir passen. Das geht mir auch mit Wünschen und Zielen so. Irgendwie fühlen sie sich gar nicht mehr so super an. Ich verliere die Lust daran, meine (alten) Ziele weiter zu verfolgen. Ich habe grad Lust an Neuem, Abwechslung, einfach etwas anderes. Nicht nach dem Motto „was nicht passt, wird passend gemacht“. Ich mag mich nicht mehr in irgendwas reinzwängen.

Vielleicht ist das auch eine Errungenschaft vom Älterwerden. Ich erlaube mir viel mehr, meine Meinung auch mal zu ändern. Ohne Angst, was andere dazu sagen könnten. Jetzt hab ich also ein langes Brautkleid. Und dass das genau meins ist, habe ich erst gemerkt, als ich es anhatte.

Manchmal ist mir das auch schon so mit meinen Wünschen gegangen. Jahrelang bin ich einem Wunsch hinterher gehechtet und als ich das dann endlich hatte, hat es sich gar nicht so dolle angefühlt. Schon ok, aber eben nicht nach Erfüllung. Vielleicht ist dir das auch schon mal so gegangen?

Entwicklungsphase gibt es ja immer mal wieder im Leben.

Ein Umdenken. Eine Neuorientierung. Und das geht dann am besten, wenn du dich wirklich frei machst von deinem Umfeld, und nur auf das hörst, was deine Seele dir sagen möchte. Das ist Selbstliebe. Den Mut haben, zu riskieren, dass andere dich blöd finden. Oder blöd finden, was du tust, oder wie du dich verhälst. Das ist manchmal gar nicht so leicht auszuhalten. Aber ich finde,  dass sich das total lohnt. Denn dabei sagst du immer JA! zu dir selbst. Und wenn du das immer mit einer inneren Haltung tust, die deiner Seele dient (und damit auch automatisch zum Wohler aller ist), dann gewinnen alle. Über kurz oder lang.

Spürst du Freude?

Beim Frühjahrsputz für die Seele geht es also darum, noch mehr dem ureigenen Weg zu folgen. Das kannst du tun, in dem du immer wieder in dich hinein hörst und beobachtest, ob du noch der Freude folgst. Wenn nicht, dann prüfe, was du tun kannst, um die Freude wieder zu spüren. Und dann tu es.

Du selbst bestimmst deine Lebensqualität – und zwar durch das, worauf du deine Aufmerksamkeit richtest. Du kannst also jederzeit deine Richtung wechseln, in dem du dich einfach entscheidest, deine Aufmerksamkeit jetzt auf die Dinge zu lenken, die dir Freude (oder sonstige gute Gefühle) bereiten.

Übrigens: wenn es mal wieder länger dauert, bis du dich glücklich oder erfüllt fühlst, dann wisse, dass den langen Weg zu gehen etwas anderes ist, als den falschen Weg zu gehen. Manchmal braucht die Seele für gewisse Entwicklungsprozesse einfach seine Zeit. Das heißt aber nicht, dass du auf dem Holzweg bist.

Den eigenen Weg konsequent zu verfolgen ist für mich Selbstliebe.

Den Begriff „Selbstliebe“ finde ich zwar manchmal recht ungreifbar. Trotzdem geht meiner Meinung nach alles auf dieses Grundkonzept zurück. Das tun, was gerade innerlich für einen selbst ansteht und nicht das, was andere von einem erwarten. Sich gut genug, oder sogar mehr als genug fühlen (lernen).

Dabei kann es natürlich vorkommen, dass man Erwartungen von anderen enttäuscht. Aber seien wir doch mal ehrlich: wir sind ja nicht auf der Welt, um die Erwartungen anderer zu erfüllen, sondern uns zu erinnern, wie wundervoll und einzigartig wir sind und die eigenen Talente und Fähigkeiten zu leben. Denn so sagt schon das Sprichwort: Allen recht getan ist eine Kunst, die keiner kann.

Wenn du also merkst, dass dich Meinungen und Urteile (eigene oder fremde) aus der Mitte bringen, dann mache folgendes:

  1. Atme tief durch

  2. Beobachte, um was es gerade wirklich geht und spüre in dich hinein, was DU selbst willst

  3. Erinnere dich, dass Meinungen von anderen mehr über sie selbst aussagen als über dich

  4. Hole dir bei Bedarf die Unterstützung oder den Rückhalt von Freunden, Familie (oder manchmal braucht es auch professionelle Hilfe)

  5. Konzentriere dich auf dich selbst

  6. Manchmal hilft es, zunächst im Außen aufzuräumen. Denn dann entsteht auch innerlich eine Klärung

Letztlich geht es darum, dass du ein Leben nach deinen Regeln lebst, das zu dir passt!

Herzlich, 
Deine Sara

ps. Wie machst du Frühjahrsputz für die Seele? Schreibe es hier in den Kommentar.