Warum du das Risiko, du selbst zu sein, eingehen solltest

Erinnerst du dich noch an dein letztes erstes Date?

Ich schon. Und ich hatte echt viele erste Dates. Und die waren jetzt nicht alle so der burner.

Ging (oder geht) es dir auch so, dass du dich von der Schokoladenseite zeigen möchtest, um einen möglichst positiven Eindruck zu machen? Also bei mir war das so. Ich bin mir immer ein bisschen wie in einem Vorstellungsgespräch vorgekommen…

Dafür steht man dann stundenlang grübelnd vor dem Spiegel, probiert zig Outfits, entfernt sämtliche Körperbehaarung, versucht sich in stundenlanger Arbeit, sich möglichst natürlich zu schminken…lacht über die langweiligsten Witze, sagt selbst nur Dinge, von denen man meint, dass sie der andere hören will (und einen dann total toll findet), und gaukelt Interessen vor, nur um dem anderen zu gefallen.

Kommt dir das bekannt vor? Und mal ehrlich, das ist doch alles furchtbar anstrengend, oder nicht? Oder ging das nur mir so?

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Ich habe früher so viel von mir selbst zurückgehalten, dass ich dem Gegenüber gar keine Chance gegeben habe, ein echtes Gefühl für mich zu bekommen. Ich habe mich lange gefragt, was ich da wohl falsch mache. Und letzten Endes muss ich sagen, dass ich wohl zu viel Angst hatte. Angst, dass der andere mich langweilig finden könnte, Angst, dass ich zu dick sein könnte, zu hässlich, zu wenig eloquent, zu dumm, zu…soll ich weitermachen? Jedenfalls, dass ich nicht gut genug bin und dann abgelehnt werden könnte. Das schräge daran ist ja, dass man oft trotzdem abgelehnt wird, natürlich weil das Gegenüber den Braten irgendwie riecht. Dass da nämlich irgendwas nicht so ganz stimmig ist. Kein Wunder also.

Irgendwann war mir das alles zu blöd und ich habe meine Strategie geändert. DAs hat sich echt ausgezahlt. Heute bin ich nämlich mit meinem letzten ersten Date verheiratet.

Diese Strategie ist ganz einfach: Erlaube dir, ganz du selbst zu sein.

Ok, ich weiß, das klingt jetzt echt arg banal. Es kostet nämlich oft viel Überwindung und braucht Mut, das zu tun.

Aber ich beobachte eben so oft (bei mir selbst, in meinem Umfeld und bei meinen Klientinnen), dass genau da der Hund begraben liegt. Wir trauen uns gar nicht, uns zu zeigen, denn wir könnten ja bewertet, abgelehnt, ausgestoßen, verlassen oder ausgelacht werden. Und jetzt will ich mal ganz ehrlich sein mit dir. Ja, das kann passieren. Und ja, ich habe das auch schon erlebt und es ist nicht besonders angenehm. Und weißt du noch was?

Es ist nie so schlimm, wie man es sich zuvor ausmalt.

Und es ist aushaltbar. Und du kannst immer deiner besten Freundin dein Leid klagen, mit einem Glas Prosecco auf eure Freundschaft anstoßen und spüren, dass alles nur halb so schlimm ist, wie gedacht.

Ich will das aber gar nicht verniedlichen. Solche Ängste können einen schon ganz schön umtreiben.

Wichtig ist, dass du dir immer wieder bewusst machst, was dich wirklich ausmacht. Und kein Urteil, keine Meinung, keine Ansicht eines anderen Menschen kann deine Essenz, deinen Wesenskern, dein Sein ankratzen (es sei denn, du erlaubst es auf irgendeiner Ebene, unbewusst). Meistens ist es aber unsere eigene Angst, die uns so gängelt, dass wir uns in unser Schneckenhaus zurück ziehen und uns dann wundern, dass nichts voran geht und sich unsere Wünsche und Ziele nicht realisieren lassen. Oder dass sich alles so nach Kampf anfühlt.

So ähnlich ist es Julie gegangen. Im Frühjahr haben wir zum Thema „neuen Job finden” miteinander gearbeitet. Lies selbst, was sie mir Anfang dieser Woche geschrieben hat. Es zeigt, was alles möglich ist, wenn du dir erlaubst, einfach du selbst zu sein.

Julie schreibt:

...es war genauso wie du es beschrieben hast…Hatte irgendwie Zweifel an der ganzen Bewerbungsgeschichte....habe mir also Plan b erstellt…und zwar, selbstständig zu werden. Ab Oktober...mit was aber noch keine Ahnung.

Dieser Gedanke, selbständig zu sein, hat mich irgendwie total erleichtert. Habe aufgehört, nach Stellen zu suchen. Habe auch bei der Agentur für Arbeit Bescheid gesagt und einen Termin für den Businessplan bei der IHK vereinbart…und doch noch reflexartig kurz nach stellen geschaut.

Unternehmen am Bodensee sucht kaufmännischen Mitarbeiter für Logistik. Und ein anderes Unternehmen in Tirol sucht eine regionale Einsatzleiterin...Beide stellen eigentlich nicht meins...Habe die Stellenbeschreibungen nicht mal zu ende gelesen...Bewerbungen daher mit leichter Hand erstellt , verschickt und mich gefragt, wozu eigentlich...

...und dann vergessen...

Du kannst dir meine Überraschung vorstellen, als ich vor ein paar Wochen am gleichen Tag von beiden eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekam.

Ich schnell die beiden Stellenanzeigen nochmal rausgesucht...wäre vielleicht angebracht zu wissen, wofür ich mich noch gleich beworben hatte…

Das erste Vorstellungsgespräch mit dem Betriebsleiter und der Personalreferentin. Ich erzählte was von mir, sie stellte die Fragen...er beobachtete mich und runzelte die Stirn...hm.

Ich dachte nur: mein Akzent steht ihm bestimmt schon im Hals…Ich dachte zuerst, ich mache es wie immer... mich für mein Akzent schämen....und dann...irgendwie geschah etwas...wo ich mir gedacht habe...was verliere ich, wenn ich mal ganz spontan ich selbst sein dürfte....gedacht getan...habe über dies und jenes geplaudert...auf die Frage: "haben sie überhaupt Interesse an Wein und mehr darüber zu erfahren?" sagte ich: "ICH??? NATÜÜRLIICH!!! Für mich ist es, wie das Hobby zum Beruf zu machen!!!".....Sara...keiner hat gelacht.......also versuchte ich zu erklären, dass ich keine Alkoholikerin bin...Das kam auch nicht so richtig an.

Dann dachte ich: scheiß drauf! Hab ja nächste Woche noch ein anderes Gespräch! Das machte mich noch entspannter. Dann sagte der Betriebsleiter plötzlich: Wollen sie nicht lieber Veranstaltungsleiterin sein?...Und ich: “ich denke schon, dass ich das will“.

Sie haben mich zu einem zweiten Gespräch eingeladen. Das Gespräch hat 5 min gedauert. Ich hab den Job!!!

Ist das nicht eine absolut geniale Erfolgsgeschichte?

Ich habe diese Mail ein paar Mal gelesen und muss jedes Mal wieder lachen. Es ist so unglaublich, was möglich ist, wenn wir uns entspannen und erlauben, einfach uns selbst zu sein.

Das ermöglicht auch dem anderen, ein Gespür zu bekommen und zu entscheiden, ob es eine Passung gibt oder nicht. Und dadurch können sich noch viel bessere und tollere Alternativen auftun, die man selbst nie für möglich gehalten hat, weil man nicht mal von ihnen wusste.

Und das möchte ich dir mit dieser Geschichte auch noch ans Herz legen: Denke immer daran, dass wir selbst nie alles, was überhaupt möglich ist, abschätzen können. Dazu ist unser Verstand viel zu begrenzt. Wir können aber unser Vertrauen in die universelle Intelligenz nähren, uns dort hineinbegeben, während wir ganz uns selbst sind, und im Wissen darauf, dass alles zum höchsten und besten Wohl aller geschieht, verweilen. Dann kommen die Gelegenheiten wie auf dem Präsentierteller auf uns zu.

Wenn dir das ein bisschen zu fluffig ist, dann hier noch mal in etwas mehr Struktur eingebettet:

  1. Was willst du haben? (neuen Job, Partner, neues Auto etc.)

  2. Entspanne dich und erlaube dir bzw. traue dich, einfach du selbst zu sein

  3. Nimm alle Ängste und Gefühle wahr, die dadurch nach oben ploppen

  4. Jetzt kannst du entscheiden, ob du der Angst (dich kleine machen und zurück ziehen) oder der Liebe (dich zeigen) folgen willst

  5. Meine Empfehlung: Halte diese unangenehmen Gefühle aus und mache trotzdem weiter

  6. Gib die Lösung, also wie das optimale Endergebnis zu dir kommen kann, an die universelle Intelligenz ab

  7. Vertraue, dass alles zum für dich am besten passenden Zeitpunkt in Erfüllung geht

  8. Genieße dein Leben, bis sich die Erfüllung zeigt (denn das Resultat braucht meist einige Zeit, bis es sich in deiner erlebten Wirklichkeit manifestiert)

  9. Schicke aufkommenden Zweifel in den Urlaub und gehe zurück in das Vertrauen und den Genuss

 

Den Fehler, den man bei der ganzen Sache leider oft macht ist folgender:

Wir vermischen oft gerne das WAS mit dem WIE. Das heißt, du musst lediglich wissen, was du wirklich willst (und bedenke hierbei, dass es dabei eher um das Gefühl geht. Wie fühlst du dich, wenn du dein Ziel erreicht hast? Das was du dir wünschst, ist nämlich oft nur das Mittel, um den Zweck, das gewünschte Gefühl, zu erreichen).

Das ist also das Was. Spätestens jetzt schaltet sich unser Verstand ein und will uns noch ausgefeilte Lösungsvorschläge präsentieren, wie wir das erreichen können. Das ist aber genau die Krux an der Kiste. Unser Verstand ist sehr sehr sehr beschränkt. Und indem wir versuchen uns zu überlegen, wie wir jetzt an das gewünschte Gut kommen, schränken wir den Fluss der Möglichkeiten, die das Universum für uns parat hält, ziemlich stark ein. Und dann wird die ganze Geschichte irgendwie krampfig und kostet Unmengen an Kraft und Energie.

Wenn du stattdessen das WIE dem Universum überlässt, dann kann dein Wunsch auf ganz überraschenden Wegen in Erfüllung gehen. Und auf eine ganz leichte Art, die dir in der Regel fast mühelos vorkommt. Natürlich musst du dem Universum signalisieren, dass es dir ernst ist (also Julie hat sich auf Stellen beworben und ist zum Vorstellungsgespräch gegangen), aber das Universum kommt dir dann auf halbem Weg entgegen und macht dir ein tolles Geschenk.

Probiers aus. Nutze die Chancen, die sich dir bieten wollen. Einfach, indem du ganz zu dir selbst stehst. Die Welt braucht das, was nur du als Gabe mitbringst. Es ist das Risiko wert!

Herzlich, deine sara

Sara RufComment