Was denken die Leute? Wie du dich von der Meinung anderer frei machen kannst

Letzte Woche hat es mich voll erwischt. Das “Was-werden-die-anderen-sagen-Syndrom”. Das hatte ich jetzt schon sehr sehr lange nicht mehr. Und irgendwie habe ich gedacht, dass ich da längst drüber weg wäre. Aber das Leben bringt einem ja immer mal wieder Situationen, die einem sehr deutlich zeigen, dass da doch noch eine Schicht existiert, die jetzt angeschaut und geheilt werden möchte. Okeeee. Dann halt.

Es lag mir wie ein Stein im Magen. „Oh Gott, was werden die sagen“? „Die sind sicherlich mega enttäuscht von mir“. „Die werden sicherlich denken, dass ich sie in dieser schwierigen Situation einfach im Stich lasse“.

Oh Gott, was werden die anderen sagen?

Oh Mann! Da sind mal wieder jahrzehntelange Konditionierungen von „everybodys darling“ aktiv gewesen.

Und dann habe ich gedacht: “Mensch Sara, jetzt lass dir doch die Freude nicht von deinen eigenen Gedanken kaputt machen. Was andere denken oder sagen kannst du doch sowieso nicht beeinflussen”. Egal wie sehr du dich verbiegst: „Allen recht getan ist eine Kunst, die keiner kann“ (Zitat einer Kollegin). Ziemlich wahr.

“Lass die anderen einfach reden und denken, was sie wollen”, habe ich mir mutmachend zugeflüstert. Und weisst du was? Mir selbst gut zureden hat mir auch nicht geholfen.

Das hat mir überhaupt nicht geholfen!

Natürlich weiß ich vom Kopf her, dass mir das Geschwätz der Leute egal sein kann. Aber mein Herz muss es ja auch fühlen. Und das will natürlich geliebt werden. Wer will das nicht? Kommt dir das bekannt vor? Dachte ich mir :-)

Und dann habe ich mich an folgenden Prozess erinnert, den ich mal bei Randi Hausmann gehört habe. Manche Tools sind so einfach, dass man ganz vergisst, sie anzuwenden. Und da ich mich in dieser Situation total selbst blockiert hab, habe ich den Miniprozess einfach mit mir selbst gemacht. Und weil ich ihn so genial einfach finde teile ich das hier mit dir und hoffe, dass er dich ebenso weiterbringt wie mich.

Manchmal sind die einfachen Dinge die Besten!

Du kannst diesen Prozess übrigens mit jedem Thema anwenden, bei dem du es mit der Angst zu tun bekommst. Ich meine natürlich nicht die lebenssichernde, vor einer reellen Gefahr warnende Angst, sondern dieses diffuse Angstgeschnatter im Kopf, das dich in deinem destruktiven Gedankenkarussell festhält. Das dazu führt, dass du gedanklich mehr mit anderen Menschen beschäftigt bist als mit dir selbst in Verbindung zu sein.

Diese ängstlichen Gedanken bewirken, dass du dich selbst unterdrückst und so stark anpasst, dass du dich über kurz oder lang selbst verlierst. Du willst den Erwartungen anderer entsprechen, weil du Angst davor hast, dass sie schlecht über dich denken oder dich sonstwie bestrafen.

Vom indogermanischen Wortstamm her bedeutet „Angst“ übrigens „anghu“, „beengend“. Kein Wunder, dass wir auch im Körper sehr spürbare physiologische Auswirkungen wahrnehmen können, die mit „Enge“ zu tun haben: Innere Unruhe, Anspannung, Magen-Darm-Probleme, Erschöpfung, uvm.

Jetzt aber zum Prozess.

Frag dich in einem ersten Schritt folgendes:

„Etwas, wovor ich Angst habe, dass andere Menschen über mich denken könnten ist:_________________“ (ergänze das, was dir als erstes in den Sinn kommt).

Und was genau tust du alles, um zu VERMEIDEN, dass die Menschen das von dir glauben oder über dich denken?

“Ich möchte das vermeiden, indem ich____________________________________.”

Nehmen wir mal mein Beispiel: Ich hatte Bedenken, dass die anderen über mich denken, dass ich sie in dieser schwierigen Situation im Stich lasse. Und weil ich das vermeiden wollte, arbeitete ich besonders viel und hart, auch über meine eigenen Grenzen hinweg. Und deshalb war ich (und bin es oft immer noch) sehr erschöpft. Als mir das klar geworden ist, fiel mir auch noch auf, dass mir das jetzt zwar in dieser aktuellen Situation erst klar geworden ist, dass ich dieses Muster aber schon sehr lange habe. In ganz unterschiedlichen Ausprägungen. Das tolle ist aber - weil ich es jetzt erkannt habe, kann ich es auch endlich wandeln. Yay!!!

Jetzt aber zurück zu dir. Deine Angst und deine Vermeidungsstrategie

Lass mich raten – auch du pumpst all deine Kraft rein ins Vermeiden von etwas. Das Vermeiden kostet unglaublich viel Energie. Hab ich recht? Dort ist soooo viel Energie gebunden, weil du mit deinem ganzen Sein aktive Vermeidung betreibst. Uff. (Du kannst übrigens Vermeiden auch mit Kontrollieren ersetzen. Hat aber den gleichen Effekt).

Die Energie ist geblockt

Im Vermeiden ist oft so viel Energie gebunden, dass dort ganz viel Ladung darauf ist, ganz viel deiner Aufmerksamkeit gebunden ist, und deshalb steht dir diese Energie an anderer Stelle nicht mehr zur Verfügung. Kein Wunder bist du erschöpft oder ausgelaugt. Oder total verspannt. Es kommt aber noch besser: Weil du deine ganze Aufmerksamkeit auf dem Vermeiden hast (ist ein unbewusster Prozess und läuft ganz automatisch ab) fließt hier auch ganz viel Energie (du weißt ja, die Energie folgt der Aufmerksamkeit). Du strahlst das aus. Und deshalb ziehst du nach dem Gesetz der Anziehung genau solche Situationen an, die du eigentlich vermeiden willst. Der Teufelskreis ist also perfekt.

Die Lösung:

Lass dieses Gefühl (das, was du vermeiden willst) einmal so richtig zu. Lass es gross werden. Entspanne dich dort hinein. Es ist nur ein Gefühl. Nichts kann passieren. Du bist ganz sicher. Erlaube dem Gefühl, dass es einfach mal da sein darf. Und erlaube dir, es zu fühlen. Ja, das ist erst mal unangenehm, aber es lohnt sich richtig!

Das Fühlen gelingt dir noch besser, wenn du dir bewusst machst, dass die Angst, was die anderen denken, ausschließlich deine eigene Bewertung über dich selbst ist. Und nein, diese Verantwortung kannst du nicht an andere abschieben. Egal wie doof die anderen auch sein mögen. Sie sind nur dazu da, dir zu zeigen, was IN DIR noch ungeheilt ist.

Das Gefühl ist ganz allein deins. Es ist ein ungeheilter Aspekt. Sobald du in die Selbstverantwortung gehst, kannst du die niedrige Energie wandeln in eine höhere. Und dann kommt deine ganze Kraft und Macht wieder zu dir zurück.

Die Erlaubnis zu fühlen

Erlaube dir, deine eigene Bewertung über dich selbst zu fühlen. Und wenn du sie ausgiebig gefühlt hast, mach dieses Gefühl grösser und grösser in dir. Erlaube dir mehr und mehr von dem, was du eigentlich vermeiden willst. Kann sein, dass das nicht besonders angenehm ist, denn wir wollen ungute Gefühle ja lieber vermeiden. Ohne das Reinfühlen funktioniert aber eine Umwandlung nicht. Ohne Fühlen wäre es Verdrängung.

Wandle die Energie

Dehne dieses Gefühl aus wie eine riesige Seifenblase. Bis sie platzt. Und dann stell dir vor, dass die Mini-Wassertröpfchen sich umwandeln in goldenes Licht, dass dir aus der Quelle allen Seins wieder zuströmt und in dich hinein fliesst. So dass die gewandelte Energie dir jetzt wieder vollständig zur Verfügung steht.

Wenn du das für dich machst, mit allem, was dir Stress und angstmachende Gedanken erzeugt, kannst du im Alltag sehr schön überprüfen, ob du erfolgreich deine Energie gewandelt hast. Sobald du weich mit dir selbst geworden bist, reagieren auch die Menschen um dich herum mit offenem Herzen auf dich.

Und wenn doch mal jemand blöd reagiert, dann kannst du überprüfen, ob dich das trifft (dann bist du auf einen ungeheilten Anteil in dir gestupst worden) oder ob es dich nicht berührt. Denn das ist es ein ungeheilter Anteil des Gegenübers.

So lange du dich berührt fühlst kannst du diesen Prozess wiederholen. Du erkennst, nimmst an, wandelst und ziehst die gewandelte Energie wieder zu dir zurück. Und auf einmal wirst du feststellen, dass du keine Resonanz mehr auf das Thema hast.

Ich bin total begeistert von der Wirksamkeit dieses Miniprozesses. Je einfacher und leichter im Alltag solche Tools umzusetzen sind, desto besser. Du kannst auf diese Weise ganz viele deiner Themen bearbeiten, die in dir Unwohlsein auslösen. Probiers aus. Wirken kann es nämlich nur, wenn du es auch tatsächlich machst.

Ich hoffe, dieser Tipp hilft dir, nagende Selbstzweifel oder angstvolle Gedanken schnell hinter dir zu lassen. Hinterlasse gerne einen Kommentar, wie es dir gelungen ist.

Herzlich, Sara

Sara Ruf2 Comments